Gründer

Gregorij H. von Leïtis

ist seit über 50 Jahren an unterschiedlichen Theatern in Europa und den USA tätig. Von Anfang an war er inspiriert durch Erwin Piscators Form des Theaters und dessen Überzeugung, dass Kunst ihren Zweck nur dann erfüllt, wenn sie zur Verbesserung des Menschen beiträgt. 1985 erhielt er als erster Nicht-Amerikaner den New York Theatre Club Prize für seine Regie von Bertolt Brechts Die jüdische Frau. Im Juli 2003 wurde ihm vom deutschen Bundespräsidenten Johannes Rau das Bundesverdienstkreuz verliehen und im April 2016 vom österreichischen Bundespräsidenten Dr. Heinz Fischer das Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst.

1983 gründete Gregorij von Leïtis die Elysium Theater Company in New York, um deutschsprachige Theaterstücke in englischer Übersetzung zu präsentieren. Mit Stella von Johann Wolfgang von Goethe, die Erstaufführung in den USA, wurde die Elysium Theater Company 1984 eröffnet. Zahlreiche amerikanische Erstaufführungen folgten, so etwa 1986 Tor und Tod von Hugo von Hofmannsthal anlässlich der vom Museum of Modern Art präsentierten Ausstellung Vienna 1900. Durch die seit 1985 bestehende Zusammenarbeit mit dem Österreichischen Kulturforum in New York hatten zahlreiche österreichische Autoren ihre US-Premiere in der Elysium Theater Company, u.a. Peter Turrini, Bernhard Schärfl und Felix Mitterer. Im März 1990 inszenierte Gregorij von Leïtis die amerikanische Erstaufführung von Viktor Frankls Synchronisation in Birkenwald. Eine metaphysische Konferenz. Das Stück wurde zur Feier von Frankls 85. Geburtstag auf die Bühne gebracht, den dieser auf ausdrücklichen Wunsch in der Elysium Theater Company in New York feierte.

Seit der Gründung von Elysium engagiert sich Gregorij von Leïtis mit den Mitteln des Theaters für die Integration sozialer Randgruppen. Die New Yorker Zeitung Villager schrieb über das Projekt Theater für Obdachlose: „In der klassischen Tradition des deutschen Avantgarde-Theaters von Piscator und Brecht existiert unter der Regie von Gregorij von Leïtis ein sozial relevantes Theater. Gregorij von Leïtis gebührt der Applaus für das Festhalten an seinen Idealen.“

1985 gründete Gregorij von Leïtis die Erwin Piscator Award Society, deren Präsident er ist. Sie vergibt jährlich den Erwin Piscator Award.

Seit 1992 ist Gregorij von Leïtis als Gastregisseur tätig, u.a. am Landestheater Linz, am Landestheater Bregenz und am Bloomsbury Theater London, wo er Franz Kafkas Ein Bericht an eine Akademie als Teil des vom Austrian Cultural Forum London initiierten mitteleuropäischen Festivals inszenierte. Für das Guggenheim Museum, im Rahmen der viel gepriesenen Serie Work & Process, und für das Miller Theater zeichnete er verantwortlich für die New Yorker Erstaufführung von Viktor Ullmanns Oper Der Kaiser von Atlantis. Im Guggenheim Museum und im Riverside Theatre inszenierte er 2000 die New Yorker Erstaufführung von Ernst Kreneks Kammeroper What Price Confidence? Nach der römischen Erstaufführung dieser Oper im Teatro dell‘Opera di Roma kommentierte Corriere della Sera: „Entscheidend für die Vermittlung des Geistes dieser Kammeroper ist die Regie von Gregorij von Leïtis.“

Durch die Begegnung mit den vielen vor dem Nazi-Regime geflohenen, in New York lebenden Emigranten wurde Gregorij von Leïtis auf die Schicksale unterdrückter und exilierter Künstlerinnen und Künstler aufmerksam. Ein wichtiger Schwerpunkt seiner Arbeit besteht seither darin, die Werke von Komponisten und Schriftstellern wieder auf die Bühne zu bringen, die von Hitlers Schergen verfolgt und mundtot gemacht wurden. 1997 rezitierte er in der Carnegie Weill Recital Hall die New Yorker Erstaufführung von Die Weise von Liebe und Tod des Cornets Christoph Rilke, eines der letzten Werke, welches der Komponist Viktor Ullmann im Ghetto und Konzentrationslager Theresienstadt fertig stellen konnte, bevor er im Oktober 1944 nach Auschwitz deportiert und dort ermordet wurde. Seither hat Gregorij von Leïtis diese Komposition für Sprecher und Klavier in mehr als 40 Städten in den USA, Kanada und Europa aufgeführt. Am 3. März 2020 präsentierte er Ullmanns Cornet zum 55. Mal im Tschechischen Generalkonsulat New York.

Im Sommer 2005 schrieb die Süddeutsche Zeitung in München anlässlich der Uraufführung von Egon Lustgartens Oper Dante im Exil im Elysium Festival Bernried, und später in New York: „Neugeburt eines vergessenen Opernwerks in Gregorij von Leïtis‘ einfühlsamer Regie.“

Gemeinsam mit Michael Lahr von Leïtis gründete er 1995 The Lahr von Leïtis Academy & Archive, deren Präsident er ist. Außerdem ist er im Beirat des Nietzsches Forum München und der Viktor Ullmann Foundation London, sowie Mitglied des Lansdowne Clubs in London.

Michael Lahr von Leïtis

studierte Philosophie und Erwachsenenbildung an der Hochschule für Philosophie in München und an der Jesuiten-Universität Centre Sèvres in Paris. Er ist Autor und Herausgeber der Bücher Der Erwin Piscator Preis und Erwin Piscators Erbe lebt weiter. Gespräche über Theater, Musik und Politik, sowie Co-Autor des Essay-Bandes Bilder des Menschen, zu dem er einen Artikel über Emmanuel Lévinas mit dem Titel Der jüdische Humanismus und das Konzept der Verantwortung beisteuerte. Sein Aufsatz über Nietzsches Einfluss auf die französische Gegenwartsphilosophie: Spurensuche im Werk Michel Foucaults wurde im Jahrbuch des Nietzsche-Forums München e.V. veröffentlicht. Zuletzt erschien von ihm der Essay Rationalisierung – Dynamisierung – kollektive Emanzipation: Erwin Piscator und das Bauhaus im Karl Jaspers Jahrbuch 2019/20 Offener Horizont. Seit 2014 sind im Karl Jaspers Jahrbuch mehrere Artikel von ihm über Erwin Piscator erschienen. Als Spezialist zu Erwin Piscator, dem Gründer des politischen und epischen Theaters, hat er die Ausstellung Erwin Piscator: Politisches Theater im Exil kuratiert, die bislang in Bernried, New York, Catania, Salzburg, München und Wien zu sehen war.

Als Programmdirektor von Elysium hat er zahlreiche Werke von Künstlern ausgegraben, die unter dem Druck des Nazi-Regimes ihre Heimat verlassen mussten oder ermordet wurden. Viele dieser Kompositionen wurden in Konzerten in Europa und den USA zum ersten Mal aufgeführt. Er zeichnete u.a. verantwortlich für die Programme Musik aus Theresienstadt und Entartete Musik. Zu allen Elysium-Programmen gibt er einführende Referate; gleichzeitig hält er regelmäßig Vorträge über Fragestellungen von allgemeiner gesellschaftlicher und politischer Bedeutung. Er hat u.a. referiert im St. Norbert’s College in De Pere, Wisconsin, in der American Academy Berlin, im Lessing-Museum Kamenz, im Leo Baeck Institute New York, in der Ludwig-Maximilians-Universität München, im Deutschen Haus der New York University, in der Universität in Catania / Sizilien, in der Universität Mozarteum Salzburg, in der Florida State University in Tallahassee, in der Vytautas-Magnus-Universität Kaunas, der Universität in Vilnius, der Universität in Daugavpils und dem Staatlichen Institut für Kunstwissenschaften Moskau.

Michael Lahr von Leïtis ist Vorsitzender der Erwin Piscator Award Society, Executive Director von The Lahr von Leïtis Academy & Archive, Fellow Researcher an der Universität für Musik und Darstellende Kunst in Wien, sowie Mitglied im Beirat des Nietzsche-Forums München e.V.

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