Das Lahr von Leïtis Archive
Sammeln – Bewahren – Erinnern

Schon in jungen Jahren hat Gregorij H. von Leïtis die Sammelleidenschaft in seiner Familie dazu angeregt, diese Tradition fortzusetzen. Er ergänzte die bereits bestehende Sammlung von Dokumenten, Briefen und Photographien um neue Exponate.

Seit vielen Jahren besteht ein Schwerpunkt der Sammlung darin, das reiche Erbe der Schriftsteller, Komponisten und Intellektuellen zu dokumentieren, die von Hitler und dem Nationalsozialismus verboten und verfolgt wurden und ihre Heimat verlassen mussten.

Außerdem enthält das Archiv wichtige Dokumente von Persönlichkeiten, die seit 1960 mit Gregorij H. von Leïtis‘ Wirken in Theater und Kunst verbunden sind.

In den vergangenen Jahren dienten die Materialien im Lahr von Leïtis Archiv regelmäßig als Inspiration für Veranstaltungen von The Lahr von Leïtis Academy & Archive und ihrer Träger-Organisation Elysium – between two continents. Die Bestände sollen als Quelle und Grundlage für künstlerische Programme und akademische Vorträge oder Ausstellungen genutzt werden.

Die bestehende Sammlung wird permanent weiter ergänzt.

Seit Dezember 2018 hat das Lahr von Leïtis Archiv ein dauerhaftes Zuhause gefunden. Die rund 70 laufenden Meter Archivmaterial sind als Dauerleihgabe Teil des Exilarte-Zentrums an der Universität für Musik und darstellende Kunst Wien. Dort wird die Sammlung fachgerecht sortiert, digitalisiert und für die Forschung zugänglich gemacht.

Das Archiv enthält u.a. Materialien zu folgenden Persönlichkeiten:

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Frank Arnau

1894 – 1976, Schriftsteller, ursprünglich Schweizer erhielt er 1920 die deutsche Staatsbürgerschaft. 1933 emigrierte er als Hitler-Gegner über Holland nach Frankreich und Spanien, 1939 nach Brasilien, wo er als Journalist tätig war. Nach dem Krieg arbeitete der Verfasser zahlreicher Krimis als Enthüllungsjournalist in Deutschland.


Paul Aron

1886 – 1955, deutscher Komponist, initiierte zahlreiche Uraufführungen
zeitgenössischer Komponisten, u.a. von Ernst Krenek und Paul Hindemith.
1938 emigrierte er zunächst nach Prag, von dort später nach Kuba und
schließlich nach New York. Im Exil vertonte er etliche Gedichte von
Hermann Hesse, Christian Morgenstern, Garcia Lorca und William Butler
Yeats und komponierte kleinere Klaviersolostücke.

Leon Askin

1907 – 2005, österreichischer Schauspieler, emigrierte in die USA, arbeitete eng mit Erwin und Maria Piscator zusammen, machte nach dem 2. Weltkrieg eine große Karriere in Hollywood, kehrte Anfang der 1990er Jahre nach Wien zurück, war von 2002 bis zu seinem Tod Ehrenmitglied von Elysium – between two continents.

Hugo Basch

1888 – 1957, österreichischer Ingenieur und Librettist.

Hugo Frank Basch wurde am 7. März 1888 in Wien geboren. Nach dem Studium an der Technischen Hochschule in Wien wurde er Ingenieur und arbeitete als Baurat bei der Stadt Wien, doch seine Leidenschaft galt der Poesie und dem Theater. Als einer der engsten Freunde von Egon Lustgarten schrieb er das Libretto für Lustgartens Oper Dante im Exil.

1938 nach dem „Anschluß“ Österreichs wurde Basch wegen seiner sozialdemokratischen Haltung nach Dachau deportiert. Doch General Mackensen setzte sich für ihn ein und bestand darauf, daß Verwundete des Ersten Weltkrieges entlassen werden sollten. Hugo Basch, der als Leutnant in den Karpaten verletzt worden war, wurde entlassen, mußte aber innerhalb von 24 Stunden das Land verlassen. Während dieser Zeit mußte er strengstes Stillschweigen darüber bewahren, was er in Dachau erlebt hatte. Jenseits der Grenzen könne er alles erzählen, was er wolle – so die Lagerleitung von Dachau – da man ihm ohnehin nichts von alledem glauben werde.

Die Quäker ermöglichten Hugo Basch, seiner Frau Hermine und ihrem Sohn Peter die Ausreise aus Österreich. Zuerst gelangte die Baschs nach England, 1940 übersiedelte die Familie weiter in die Vereinigten Staaten. Aus Dankbarkeit für die von den Quäkern erhaltene humanitäre Hilfe schloß sich Baschs Frau den Quäkern an.

Auch in den USA verfolgte Basch konsequent seine Leidenschaft als Schriftsteller und veröffentlichte regelmäßig Gedichte in englischer Sprache in diversen Zeitschriften und Magazinen.

1950 trug sich Basch kurzzeitig mit dem Gedanken, nach Österreich zurückzukehren. Die Stadt Wien hatte ihm sogar seine alte Position als Oberbaurat wieder angeboten. Doch der Beginn des Korea-Krieges machte diese Pläne zunichte. Hugo Basch, der wichtige Patente auf dem Gebiet der Flugzeugtechnik hielt, hatte Angst, er könne in Wien von den Russen gefangengesetzt werden. Am 13. September 1957 starb er auf Fire Island im Bundesstaat New York.

Max Brand

1896 – 1980, österreichischer Komponist, Pionier der elektronischen Musik, emigrierte über Prag, die Schweiz und Brasilien nach New York, kehrte 1975 nach Österreich zurück.

Foto: Max-Brand-Archiv

Valentino Casal

1867 – 1951, Bildhauer italienischer Abstammung, lebte und wirkte in Berlin, schuf mehrere große Skulpturen der von Wilhelm II. in Auftrag gegebenen Siegesallee und einige bedeutende Grabdenkmäler.

Foto: Die Quelle, Skulptur von Valentino Casal

Viktor Frankl

1905 – 1997, österreichischer Neurologe und Psychiater, Begründer der Logotherapie, hielt seine Erfahrungen aus dem Konzentrationslager in zahlreichen Büchern fest, u.a. in Trotzdem Ja zum Leben sagen. Frankl feierte seinen 85. Geburtstag in den Räumen der Elysium Theater Company in New York. Aus diesem Anlaß führte Gregorij von Leitis Frankls Theaterstück Die metaphysische Konferenz erstmalig auf.

Zeichnung: Viktor Frankl, Eintrag ins Gästebuch Elysium 1990

Ruth Gay

1922 – 2006, amerikanische Autorin zahlreicher Bücher über jüdisches Leben.

Leo Glückselig

1914 – 2003, österreichischer Illustrator, Graphiker und Schriftsteller.

Oskar Maria Graf

1894 – 1967, deutscher Schriftsteller, opponierte gegen Hitler und emigrierte in die Tschechische Republik und später nach New York. Dort gründete er den Oskar Maria Graf Stammtisch, der bis heute besteht.

Foto: Georg Bretting

Mimi Grossberg

1905 – 1997, österreichische Dichterin und Schriftstellerin im New Yorker Exil.

Dolly Haas

1910 – 1994, deutsche Schauspielerin und Sängerin, emigrierte in die USA, war dort bis zu ihrem Tode mit dem Karikaturisten Al Hirschfeld verheiratet.

Fey von Hassell

1918 – 2010, Tochter des von den Nazis hingerichteten Diplomaten Ulrich von Hassell, wurde selbst 1944 von den Nazis verhaftet, hielt ihre Erfahrungen fest in dem Buch Niemals sich beugen.

Alice Herz-Sommer

1903 in Prag geboren, Pianistin und älteste Holocaust-Überlebende, erhielt mit sechs Jahren ihren ersten Klavierunterricht, im Alter von sieben Jahren saß sie auf dem Schoß von Franz Kafka einem engen Freund ihrer Familie, und lauschte seinen phantastischen Geschichten. Nach jahrelangem Klavierstudium gab sie ihre ersten Konzerte in Warschau, Wien, Belgien und Kopenhagen. 1943 wurde sie mit ihrem Mann Leopold und ihrem Sohn Rafael nach Theresienstadt deportiert. Dort rettete die Musik ihr das Leben. Sie gab mehr als 100 Konzerte. Ihr Mann starb kurz vor Kriegsende in Dachau. Sie und ihr Sohn überlebten. Nach der Befreiung aus Theresienstadt emigrierte sie nach Palästina und arbeitete dort als Pianistin und Musiklehrerin. 1986 zog sie zu ihrem Sohn nach London. Dort starb sie 2014 im Alter von 110 Jahren.

Ruth Heilgendorff

1894 – 1965, deutsche Photographin.

Al Hirschfeld

1903 – 2003, amerikanischer Karikaturist, porträtierte Berühmtheiten und Broadway Stars.

Foto: Al und Louise Hirschfeld
Fotografie von H
ank Oneal, Ende der 90er Jahre

Walter Hirschberg

1889 – 1960 deutscher Exilkomponist, wirkte an verschiedenen deutschen Theatern und arbeitete als Musikkritiker und Chefredakteur für Signale für die musikalische Welt, floh 1939 nach Frankreich, wo ihn der Bildhauer Georges Salendre in der Nähe von Lyon versteckte, kehrt 1958 in seine Geburtsstadt Berlin zurück.

Franz Hirt

1811 – 1882, Gründer und erster Präsident des Landgerichts Gera, schrieb neben seiner juristischen Tätigkeit Gedichte und Kriminalromane.

Julius Franz Hirt, geb. am 20. Februar 1811, besuchte das Fürstliche Gymnasium zu Gera und begann 1830 sein Jurastudium an der Universität in Leipzig. Er bestand als Bester des Jahres sein Examen am 22. März 1833 und trat am 14. Juni 1833 als Assistent in den Dienst des Fürsten Reuss am Stadtgericht in Gera ein. Am 1. Mai 1846 wurde er als Direktor des Fürstlichen Kriminalgerichts im Fürstentum Reuß-Gera berufen und verwaltete dieses Amt bis zum 1. Juli 1863. Während dieser Zeit wurde er wiederholt als Abgeordneter in den Landtag des Fürstentums Reuß jüngere Linie gewählt und führte zwei Perioden lang das Präsidium.

1863 wurde Julius Franz Hirt zum Direktor des neu errichteten Fürstlichen Kreisgerichts ernannt. Am 28. Mai 1864 verlieh im Fürst Heinrich LXVII. das Zivilehrenkreuz I. Klasse. 1870 erhielt er die Kaiserliche Kriegsgedenkmünze für Nichtkombattanten. Per Staatsvertrag vom 18. Mai 1878 wurden die Gerichte zusammengelegt und Julius Franz Hirt wurde zum ersten Präsidenten dieser höchsten Justizbehörde ernannt. Bis zu seinem Tod am 4. März 1882 war er der höchste Richter im Lande.

Am 6. Januar 1882 erhielt er von Großherzog Karl Alexander von Sachsen-Weimar die Ernennung zum Komtur des Hausordens der Wachsamkeit oder vom weißen Falken. Neben seiner Tätigkeit bei Gericht war Julius Franz Hirt auch literarisch aktiv: Unter dem Pseudonym Bernhard Auinger schrieb er Theaterstücke und Kriminalromane.

Julius Franz Hirt war verheiratet mit Louise Francisca geb. Raithel (1814 – 1881). Das Ehepaar hatte eine unverheiratete Tochter Elisabeth und sechs Söhne:

Georg Hirt ging als Blumenmaler in die Kunstgeschichte ein.

Paul Hirt wurde Gartenbauarchitekt,
Wolfgang Hirt wurde Theologe in Leipzig.

Albert Hirt wurde Apotheker und erhielt schließlich 1892 die Lizenz, eine Apotheke in Berlin-Friedenau zu eröffnen. Das von ihm und seiner Frau Marie geb. Bräunlich geführte Haus, Villa Marie, wurde zum Treffpunkt für Künstler und Akademiker. Ein besonders intensives Freundschaftsverhältnis entstand zu dem Bildhauer Valentino Casal, welcher Teile der Siegesallee Unter den Linden schuf und später das Grabmal für Albert Hirt auf dem Friedenauer Friedhof in der Stubenrauchstraße gestaltete.

Georg Hirt

1840 – 1913, ältester Sohn von Franz Hirt, Maler, unterrichtete an der Kunstakademie in Leipzig. Viele seiner Blumenaquarelle wurden als Vorlagen für Grußkarten verwendet.

Georg Jokl

1898 – 1954, Pianist und Komponist, emigrierte von Wien nach New York.

Erich Itor Kahn

1905 – 1956, deutscher Komponist.

Ernst Krenek

1900 – 1991, österreichischer Komponist, hinterließ ein umfangreiches Œuvre, das von der Spätromantik, über die 12-Ton-Musik bis zur seriellen Musik reicht, emigrierte 1938 in die USA.

Egon Lustgarten

1887 – 1961, österreichischer Komponist zahlreicher Opern.

Egon Lustgarten wurde am 17. August 1887 in Wien geboren und ist am 2. Mai 1961 in Amerika gestorben. Über sein Leben zu schreiben heißt, einen Lebensgang schildern, der ihn einen Geistespfad aufwärts und einen Erfolgsweg abwärts führte.

Durch seine große musikalische Begabung gelang es ihm, seine Eltern zu bewegen, ihn Musik studieren zu lassen, obwohl sie ihn zum Techniker oder Kaufmann bestimmt hatten. Für ersteres hatte er auch Eignung, da er ein sehr guter Zeichner und Geographie-Kenner war. Für Letzteres eignete er sich gar nicht. Er besuchte einige Semester an der Wiener Technischen Hochschule, studierte dann jedoch endgültig an der Wiener Musikakademie. Man sah erwartungsvoll auf den begabten jungen Komponisten. Damals erhielt er für einen Konzertwalzer einen Preis. Auch betraute ihn sein Lehrer Heuberger mit dem Anfertigen des Klavierauszuges von dessen Oper Der Opernball. Nach Verlassen der Akademie widmete er sich ganz dem Komponieren. Er schrieb viele Lieder, ein Klavier-Quartett, ein Violin-Konzert, ein Bläser-Quintett und viele Chorwerke. Auch betätigte er sich musikschriftstellerisch. Er schrieb Beiträge in den Musikzeitschriften Musikblätter des Anbruch und Pult und Taktstock. Bald wurde er an das Neue Wiener Konservatorium, das größte Musik-Lehrinstitut außer der Staatlichen Akademie, als Lehrer berufen.

In diese Zeit fiel auch seine Begegnung mit Anthroposophie, die er durch seinen Freund, Dr. Ludwig Thieben, kennenlernte. Er nahm am West-Ost-Kongress teil als Zuhörer, konnte aber auch in einem dabei stattfindenden Konzert mitwirken, indem er die Sängerin Valborg Swardstrom, sowie den Opernsänger Karl von Rössel begleitete. Auch spielte er eine eigene Komposition. Bei dieser Gelegenheit hatte Rudolf Steiner ihm auch die Hand gereicht. Später wurde er Mitglied der Gesellschaft und betätigte sich sehr oft als Begleiter zur Eurythmie und bei sonstigen musikalischen Veranstaltungen. Er schrieb auch manche Musik zur Eurythmie, wie solche für das Märchen Jorinde und Joringel. Jedoch im selben Maße, als er sich dieser geistigen Bewegung verband, verlor er an Boden in der äußeren Musikwelt. Die damaligen „Modernen“, die ihn zu den Ihrigen rechneten, ließen ihn fallen, da sie es nicht verstehen konnten, wie er sich solch einer Bewegung anschließen konnte. Er ging ja auch nicht mehr ihren Weg, da er nicht ausschließlich „atonal“ komponierte, sondern der Melodie noch zu ihrem Recht verhalf. Seine Liebe zum Vokalischen – die menschliche Stimme interessierte ihn besonders – führte zu dem Plan, eine Oper zu schreiben. Er fand in einem Freund den Textdichter und beide arbeiteten an der Dramatisierung einer Novelle Conrad Ferdinand Meyers Die Hochzeit des Mönchs, die Egon Lustgarten dann unter dem Titel Dante im Exil als abendfüllende Oper komponierte. Auch leitete er damals einen Arbeiter-Chor, für welchen er ein Chorwerk Der Mensch ist unterwegs nach den Worten des Dichters Heinrich Lersch schrieb. Dieses Werk für gemischten Chor, Orchester, Bariton-Solo und Orgel wurde oft unter großem Beifall aufgeführt. In seiner Wohnung am Graben gab es manches Hauskonzert, bei welchem nebst anderen guten Musikern ein Bläser-Ensemble der Wiener Philharmoniker auf Anregung des ersten Oboisten, Prof. Alois Wunderer, Lustgartens Bläser-Quintett öfter spielten. Diese Hauskonzerte gab er zu Gunsten der Rudolf-Steiner-Schule, welcher er eine größere Summe übergeben konnte durch Spenden des zahlreichen Publikums, manchmal zweihundert Zuhörer. Diesem Leben wurde durch den Einfall der Nationalsozialisten im März 1938 ein Ende gemacht.

Ein als Jude Geborener mußte an die Auswanderung denken. Und so konnten wir mit Hilfe meiner Schwester, der Witwe des amerikanischen Wagnersängers an der Wiener Hofoper William Miller, welche in den Vereinigten Staaten weilte, im September 1938 dorthin fahren. Damit endete das Leben Egon Lustgartens in seiner Heimatstadt und begann ein solches in einem unbekannten Land.

Auch dort entfaltete er ein tätiges Leben, bekam Schüler, arbeitete intensiv in der Anthroposophischen Gesellschaft in New York, begleitete und komponierte zur Eurythmie und hielt auch bald Vorträge in englischer Sprache, die er sich fleißig aneignete. Er führte auch einmal mit einem Amateur-Ensemble eine seiner Märchenopern auf, die sehr großen Beifall erntete, auch wiederholt wurde, ihm jedoch nicht zu einem äußeren Erfolg verhalf, da die Aufführung in zu kleinem Rahmen (der dortigen Anthroposophischen Gesellschaft) stattfand. Als geistige Tat besteht sie jedoch und auch in der Erinnerung mancher Menschen. Während seines Aufenthaltes in Amerika schrieb er vier Märchenopern, zu deren letzter Die grüne Schlange und die schöne Lilie er selbst den Text dramatisierte.
Als der zweite Weltkrieg zu Ende ging, entstand in ihm der Wunsch, wieder in seine Heimat zurückzukehren. Doch da waren noch manche Hindernisse zu beseitigen und so wurde dieser Plan erst 1952 verwirklicht. Seine Hoffnung, in der alten Heimat wieder dort fortzusetzen, wo er aufgehört hatte, wurde nicht erfüllt. Andere Menschen waren inzwischen im Musikleben vorgerückt, ein anderer Stil wurde von der jüngeren Generation inauguriert, und außer einigen Schülern, die den „alten Lehrer“ wiederzusehen sich freuten, konnte er mit seinen Werken nicht viel erreichen. Auch war der große Besitz seiner Eltern, der unter den Nazis „arisiert“ gewesen war, durch unredliche Verwalter und Anwälte auf ein Minimum gesunken und die Hoffnung, wieder in bessere finanzielle Verhältnisse zu kommen, wurde zunichte gemacht. Doch, alle diese Enttäuschungen konnten Egon Lustgarten nicht verzweifeln machen. Er war so erfüllt von der Weisheit im Walten des Schicksals, daß die äußeren Erlebnisse ihn wohl verwunden, aber niemals umbringen konnten. Deshalb konnte er auch so vielen Menschen durch Rat und Tat helfen, was ihm oft großen Dank brachte.

Im Jahre 1956 kehrte er noch einmal nach USA zurück, wo inzwischen unsere Tochter Eleanor glücklich verheiratet war und drei Kinder hatte. Er lebte noch einige Jahre dort und hatte dann die Absicht, seinen Lebensabend in Europa zu verbringen. Im Herbst 1960 flog er nach Basel, wo er krank ankam und sogleich ins Bürgerspital mußte. Im März 1961 flog er zurück in die Vereinigten Staaten, wo er am 2. Mai im Hause unserer Tochter seinen irdischen Lebensweg beendete.

Sophia Elisabeth Lustgarten

Franz Mittler

1893 – 1970, österreichischer Exilkomponist.

Anna Moffo

1932 – 2006, amerikanische Sopranistin von Weltrang, wirkte in zahlreichen Opernverfilmungen mit, war von 1986 bis zu ihrem Tode Ehrenmitglied von Elysium.

Anna Moffo wurde am 27. Juni 1932 in Wayne, Pennsylvania geboren. Nach ihrer Ausbildung am Curtis Institute von Philadelphia kam sie als Stipendiatin nach Rom. 1955 debütierte sie in Spoleto, 1956 sang sie beim Festival in Aix-en-Provence die Zerlina in Don Giovanni, ein Jahr später verpflichtete Herbert von Karajan sie für die Salzburger Festspiele. 1959 gab sie ihr Debüt an der Metropolitan Opera als Violetta. In der Folgezeit hat sie dort in 25 großen Rollen brilliert. Darüber hinaus war Anna Moffo, die während der sechziger und zu Beginn der siebziger Jahre des 20. Jahrhunderts eine der führenden Sopranistinnen weltweit war, in allen großen Opernhäusern der Welt zu hören. Als sie 1999 ihr 40jähriges Bühnenjubiläum an der Metropolitan Opera feierte, erklärte New Yorks Bürgermeister Rudolph W. Giuliani den 2. März zum jährlichen Anna-Moffo Tag.

Im Mai 1958 nahm Anna Moffo ihr erstes Solo-Album auf. Es war ein reines Mozart-Programm, eingespielt mit dem Philharmonia Orchestra unter der Leitung von Alceo Galliera. Darauf ist sie in den berühmten Arien von Cherubino, Susanna, Despina, Konstanze, Zerlina und Pamina zu hören.

Viele weitere Platteneinspielungen und CD’s folgten, außerdem etliche Opernverfilmungen und eine eigene Fernsehserie in Italien, die Anna Moffo Show.

Seit 1986 war Anna Moffo Ehrenmitglied von Elysium. Mit großem Engagement setzte sie sich für die Idee des transatlantischen Kulturaustauschs ein, wie er von Elysium betrieben wird. Insbesondere die Förderung junger Nachwuchskünstler lag ihr am Herzen. 2001 gab sie in Bernried während der Internationalen Sommerakademie von Elysium eine Meisterklasse. Dies war ihre letzte Reise nach Europa. Am 9. März 2006 verlor sie in New York den tapferen jahrelangen Kampf gegen den Krebs, an dem sie seit 1996 erkrankt war.

Maria Ley Piscator

1898 – 1999, Tänzerin, Choreographin, Regisseurin, Schriftstellerin, arbeitete von 1985 an mit Gregorij H. von Leitis zusammen, war von 1985 bis zu ihrem Tode Ehrenmitglied von Elysium – between two continents.

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Erwin Piscator

1893 – 1966, deutscher Regisseur und Theaterrevolutionär, begründete das politische und epische Theater, flüchtete vor Hitler nach Paris, später nach New York, gründete dort den Dramatic Workshop an der New School for Social Research, kehrte 1951 nach Deutschland zurück, wurde 1962 Intendant der Freien Volksbühne Berlin, seine Produktionen, technischen Innovationen und Schriften hatten großen Einfluß auf das europäische und amerikanische Theater.

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Luise Rainer

geboren 1910 in Deutschland, emigrierte in die USA, lebte später in London, wo sie 2014 starb. Schauspielerin, zweifache Oskar-Preisträgerin, bis zu ihrem Tod Kuratoriumsmitglied von The Lahr von Leitis Academy & Archive und von Elysium.

Tony Randall

1920 – 2004, amerikanischer Schauspieler, Schüler von Erwin Piscator, Gründer des National Actors Theatre, Elysium Ehrenmitglied von 1999 bis zu seinem Tode.

Karol Rathaus

1895 – 1954, amerikanischer Komponist polnischer Herkunft.

Max Reinhardt

1873 – 1943, einflussreicher österreichischer Regisseur und Impressario, gründete mit Richard Strauss und Hugo von Hofmannsthal die Salzburger Festspiele, emigrierte später in die USA.

Joseph Roth

1894 – 1939, österreichischer Schriftsteller, in seinen Romanen porträtierte er mit Wehmut das Leben im untergegangenen österreichisch-ungarischen Imperium. 1920 zog er nach Berlin und wirkte dort als liberaler Journalist. Nach der Machtergreifung emigrierte er nach Paris, wo er an den Folgen seiner Alkoholsucht starb.

Hans Sahl

1902 – 1993, Filmkritiker, Schriftsteller, Übersetzer, prominenter Vertreter der deutschsprachigen Exilliteratur, 1933 floh er über Prag und Zürich nach Paris, schloß sich 1940 Varian Fry in Marseille an und verhalf zahlreichen verfolgten Intellektuellen zur Flucht aus Frankreich. Mit einem der letzten Boote entkam er selbst nach New York. Im Exil schrieb er Radio- und Theaterstücke, Gedichte und Romane und übersetzte Thornton Wilder, Tennessee Williams und Arthur Miller ins Deutsche. Memoiren eines Moralisten ist eines seiner berühmtesten Bücher. 1985 bis zu seinem Tode war er Mitglied des Kuratoriums von Elysium.

Foto: Bertrand de Geofroy

Paul Aron Sandfort

1930 – 2007, Literatur- und Musikwissenschaftler, wurde mit dreizehn Jahren beim Versuch, von Kopenhagen nach Schweden zu flüchten, von der Gestapo gefangen und nach Theresienstadt deportiert. Als Trompeter wird er in das von den Nazis befohlene „Stadtorchester“ rekrutiert. Beim Besuch der Kommission des Internationalen Roten Kreuzes musste er das Posaunensolo aus Verdis Requiem spielen und auch in dem perfiden Propagandafilm Der Führer schenkt den Juden eine Stadt mitwirken. Nach der Befreiung studierte er Musikwissenschaft und Germanistik in Kopenhagen und italienische Literatur und Opernregie in Rom und unterrichtete an Musikschulen und Gymnasien und war als Regisseur in Aarhus, Kopenhagen und anderen europäischen Städten tätig.
Viele Jahre später berichtet er in Vorträgen, Büchern und Stücken über den Holocaust. Sein Theaterstück Der Besuch handelt vom späten Zusammentreffen eines Überlebenden aus Theresienstadt mit dem ehemaligen Schweizer Delegierten der Rot-Kreuz-Kommission. 2007 wurde dieses Stück mit Paul Aron Sandfort beim Elysium Festival Bernried erstmals in Deutschland auf die Bühne gebracht. Paul Aron Sandfort, der Ehrenmitglied von Elysium war, starb wenige Monate nach dieser Premiere in Dänemark.

Libertas Schulze-Boysen

1913 – 1942, wurde in Paris als jüngste Tochter von Otto Haas-Heye und Gräfin Victoria zu Eulenburg Hertefeld geboren und wuchs auf dem großväterlichen Gut Liebenberg in der Mark Brandenburg auf.

1921 war die Ehe der Eltern geschieden worden. Der Vater, Otto Haas-Heye, arbeitete als Kunstprofessor an der Berliner Kunstgewerbeschule in der Prinz-Albrecht-Straße 8, der späteren Gestapo-Zentrale. Er ermöglichte der Tochter einen Besuch des Mädchen-Lyzeums in Zürich, wo sie im März 1932 ihr Abitur ablegte.

Nach dem Abitur lebte sie ein dreiviertel Jahr in England. 1933 wurde die lebenslustige und ausdrucksgewandte junge Frau von der Metro-Goldwyn-Mayer Filmgesellschaft in Berlin als Presseassistentin eingestellt.

Im Sommer 1934 lernte sie Harro Schulze-Boysen beim Segeln kennen. Im Juli 1936 heirateten Harro und Libertas. Berufstätig blieb Libertas auch als Ehefrau. Sie arbeitete vorwiegend journalistisch und half ihrem Mann bei Übersetzungen. Zuletzt, ab November 1941, hatte sie eine feste Anstellung bei der Deutschen Kulturzentrale.

Am 8. September 1942 wurde Libertas Schulze-Boysen in Berlin verhaftet. Während der drei Monate im Gefängnis entstanden eindrucksvolle Gedichte, die sich von den kindlich-unbeschwerten, bisweilen naiv anmutenden Gedichten der jugendlichen Libertas durch ihren Ernst und ihre schlichte Sprache absetzen. Die Gedichte zusammen mit den Briefen an die Mutter zeichnen das Bild einer 29jährigen Frau, die angesichts der übermächtigen Nazi-Apparatur und ihres sicheren Todesurteiles eine unglaubliche Reife, Gelassenheit und Weisheit an den Tag legt. Am 22. Dezember 1942 wird Libertas Schulze-Boysen hingerichtet.

Das Ehepaar Harro und Libertas Schulze-Boysen bildete mit dem Ehepaar Arvid und Mildred Harnack (sie war übrigens eine Amerikanerin) den Kern der von den Nationalsozialisten sogenannten „Roten Kapelle“, einer Widerstandsorganisation, die sich aus sehr vielen Mitgliedern zusammensetzte. Das offene Miteinander des anfangs kleinen Kreises um die Ehepaare Schulze-Boysen und Harnack zog die unterschiedlichsten Menschen an und vereinte sie: Frauen und Männer, Junge und Alte, Christen und Marxisten, Arbeiter, Intellektuelle und Künstler. Sie alle einte ihre Gegnerschaft zum Nazi-Regime. Als Gestapo und Spionageabwehr im Sommer 1942 die Aktivitäten der Gruppe entdeckten, wurden innerhalb weniger Monate über 100 Mitglieder verhaftet. Über 50 von ihnen wurden vom Reichskriegsgericht zum Tode verurteilt und hingerichtet. Nach 1945 war die Geschichte der „Roten Kapelle“ heftig umstritten und wurde vielfach verfälscht dargestellt und verkürzt als pro-sowjetisch und kommunistisch. Erst der Zugang zu bislang unzugänglichen Materialien in Archiven in Prag und Moskau ab Anfang der 1990er Jahre trug dazu bei, die Arbeit der Widerstandsgruppe Schulze-Boysen / Harnack differenziert darzustellen.

Mischa Spoliansky

1898 – 1985, Komponist russischer Herkunft, prägte das musikalische Leben im Berlin der Weimarer Republik, u.a. als Musikdirektor des Kabaretts Schall und Rauch, er arbeitete mit Max Reinhardt und Marcellus Schiffer zusammen, bekannt wurde er vor allem für die Musikrevue Es liegt in der Luft und das Stück Zwei Krawatten mit Marlene Dietrich. 1933 emigrierte er nach London.

Robert Stolz

1880 – 1975, österreichischer Komponist zahlreicher Operetten, Filmmusiken und Lieder. Seine Musik für den ersten deutschen Tonfilm Zwei Herzen im Dreivierteltakt wurde sehr populär. Nach Hitlers Machtergreifung verhalf er vielen jüdischen Freunden und Kollegen zur Flucht. Schließlich emigrierte er selbst in die USA, wo er während des Krieges zahlreiche Benefizkonzerte mit Wiener Walzermusik dirigierte. 1946 kehrte er nach Wien zurück.

Viktor Ullmann

1898 – 1944, österreichischer Komponist und Dirigent, wurde 1942 ins Lager und Ghetto Theresienstadt deportiert, konnte dort drei Klaviersonaten, ein Streichquartett, ein Melodrama basierend auf Rilkes Cornet und die Oper Der Kaiser von Atlantis komponieren, wurde in Auschwitz ermordet.

Foto: Arnold Schoenberg Institut, Los Angeles

Dr. Werner Vogel

1892 – 1936, war von 1923 bis zu seinem Tode Geschäftsführer der Deutschen Handelskammer in Shanghai. Er promovierte 1922 über Die historischen Grundlagen des chinesischen Strafrechts. Neben seiner Tätigkeit als Rechtsanwalt veröffentlichte er regelmäßig Aufsätze über die Entwicklung Chinas in deutschen Tageszeitungen und Fachzeitschriften und erwarb sich so früh den Ruf eines ausgezeichneten China-Kenners. Während eines Heimaturlaubes in Europa erkrankte er an Scharlach und starb binnen weniger Tage in einem Krankenhaus in Budapest.

Karl Wiener

1891 – 1942, österreichischer Komponist, arbeitete als Musikreferent des Jüdischen Kulturbundes. 1942 wurde er im Konzentrationslager Sachsenhausen ermordet. Während er von der Gestapo im Gefängnis am Berliner Alexanderplatz festgehalten wurde, komponierte er das Alexander-Idyll, das er am 19. April 1942 fertigstellte.

Simon Wiesenthal

1908 – 2005, österreichischer Ingenieur, widmete als Holocaust-Überlebender sein Leben der Verfolgung flüchtiger Nazis, damit diese einem gerechten Prozeß zugeführt würden.

Dr. Volkmar Zühlsdorff

1912 – 2006, Widerstandskämpfer, Diplomat und Publizist, wurde 1912 in der Mark Brandenburg geboren. Seit 1931 war er Mitglied des republikanischen Reichsbanners Schwarz-Rot-Gold, einer Organisation, die zur Verteidigung der Weimarer Republik, insbesondere ihrer demokratischen Freiheit gegründet worden war und drei Millionen Mitglieder aus allen demokratischen Parteien zählte.

Unmittelbar nach Hitlers Machtergreifung 1933 emigrierten Hubertus Prinz zu Löwenstein und Volkmar Zühlsdorff zunächst in die Schweiz, später in die USA. Sofort begannen sie, die Gründung der Deutschen Akademie der Künste und Wissenschaften im Exil voranzutreiben, um der Welt deutlich zu machen, dass es neben Hitler ein anderes Deutschland gibt, das zu bewahren Aufgabe der Exil-Akademie war. Thomas Mann und Sigmund Freud konnten als Präsidenten gewonnen werden. Der Akademie gehörten zahlreiche verfolgte Künstler und Wissenschaftler an; außerdem vergab sie Stipendien an hilfsbedürftige Intellektuelle. Seit 1936 war Zühlsdorff Geschäftsführer der von Hubertus Prinz zu Löwenstein in New York gegründeten Deutschen Akademie der Künste und Wissenschaften im Exil.

Nach 1947 war Zühlsdorff Sprecher der Bürgerrechtsbewegung Deutsche Aktion mit dem Ziel der Beendigung der Bombardierung Helgolands durch die britische Luftwaffe und der Rückgliederung des Saarlandes an Deutschland. Von 1952 bis 1956 war er politischer Redakteur der Wochenzeitung Die Zeit. Von 1959 bis 1977 war er im Auswärtigen Dienst tätig. Im Deutschen Kulturrat wirkte er lange Jahre als Sprecher der Sektion Literatur. Außerdem war er Mitglied im Deutschen Literaturfonds sowie im Vorstand der Union Deutscher Widerstandskämpfer- und Verfolgtenverbände.

Von 2001 bis zu seinem Tode 2006 war er Ehrenmitglied von Elysium.